BMW i3: Joschka Fischer als Werbegesicht für BMW

Kräftig in der Werbetrommel rühren: Der quirlige Elektroflitzer BMW i3 genießt seit und schon vor seiner Premiere höchste Priorität beim bayerischen Automobilhersteller BMW. Nun wird der ehemalige Grünen-Politiker Joschka Fischer als adäquates Werbegesicht zitiert – ganz zum Missbehagen seiner heutigen, politischen Zeitgenossen.

„Wunderschönes Fahrgefühl, isch bin beeindruckt“, frohlockt Fischer bei seiner ersten Probefahrt mit dem i3. Als einer der ersten Kunden holte sich Fischer seinen BMW i3 im Rahmen einer Betriebsversammlung im BMW Werk Leipzig ab. Spitzbübisch sitzt er auf den flachen Sitzen ohne Seitenhalt, die laut BMW aus recycelten PET-Flaschen gefertigt und mit einem aus dem Extrakt von Olivenblättern gegerbten Leder bezogen sind. Selbst diverse Stoffbezüge sind aus der Wolle neuseeländischer Schafe verarbeitet. Kein Wunder also, dass das Grünen-Idol als Marken-Maskottchen für den erfolgreichen Premium-Hersteller dient.

Doch Fischers Auftritt als Markenvermittler gefällt nicht jedem. Von „Greenwashing“ und „idiotisch und unnötig“ ist hier und da die Rede. Das Missbehagen der grünen Zeitgenossen stößt Fischer auf – „Das ist ein wirklich grünes Autokonzept“, rechtfertigt er sich gegenüber der „Bild am Sonntag“ (BAMS). Neben dem von Grund auf als Elektroauto entwickelten Konzept lobt Fischer nicht nur die ökologische Materialauswahl im BMW i3, sondern auch die Nachhaltigkeit beim gesamten Produktions- und Entwicklungsprozess. Irgendwo zwischen Marketing-Gewäsch und Realität genießt der ehemalige Außenminister die individuelle Mobilität, die ihm der BMW i3 mit seinen lokal emissionsfreien Fahrten gewährt. Ein Absurdum eigentlich, dass Fischer dem BMW i3 soviel Anerkennung zollt, obwohl es den grünen Zeitgenossen zumeist auf die Förderung vom Radverkehr oder Kampagnen wie „Wie dem Rad zur Arbeit“ ankommt. Doch auch ein Fischer wird alt, weise und zum Umdenken bewegt – schließlich schlägt der BMW i3 ein jedes Fahrrad in Disziplinen wie Komfort und Sicherheit.

Zeitgleich in London, New York und Peking wurde die Serienvariante des BMW i3 der Weltöffentlichkeit offenbart. Als Wegbereiter des Projekts gilt ohne Zweifel der BMW-Vorstandsvorsitzende Norbert Reithofer, der aus den eigenen Reihen Spott, Hohn und Gelächter für die Idee eines Elektrofahrzeugs aus bayerischem Hause ernten musste.

Doch auch den Weg vom Leipziger Werk zum Wohnort Berlin wird der ehemalige Bundesaußenminister wohl lokal emissionsfrei nicht bewältigen können. Gerade einmal 130 Kilometer kann der BMW i3 rein elektrisch zurücklegen. Für eine längere Strecke kommt das bayerische Elektroauto mit Range Extender, also einem kleinen Verbrennungsmotor im Heck, nicht umhin. Dieser lädt den Akku während der Fahrt auf und verlängert die Reichweite auf bis zu 260 bis 300 Kilometer. Dem Ex-Außenminister dürfte dieser Umstand jedenfalls egal sein, ist der BMW i3 immer noch umweltfreundlicher als ein jedes aktuelle Modell der BMW 5er-Reihe. Und sowieso, meint auch Fischer im Video, benötigt er den BMW i3 nur im urbanen Stadtverkehr. Deutlich weniger als 100 Kilometer pro Tag legt auch der ehemalige Grünen-Politiker in der Regel nicht zurück.

Die Partnerschaft zwischen der Solarwatt GmbH und BMW i ermöglicht, dass der BMW i3 per Sonnenstrom aufgeladen werden kann. Mit den Photovoltaik-Dachanlagen wird folglich versucht, nachhaltige Lademöglichkeiten zu etablieren. Ob das Experiment glückt, wird sich in der Zukunft zeigen.

 

 

 

Dass Fischer neben seiner Rolle als Markenvermittler auch als Unternehmensberater für Siemens, RWE und nicht zuletzt sogar BMW tätig ist, dürfte den ein oder anderen – gerade im Bündnis 90 – sicherlich mächtig ärgern. Und auch was den quirligen Elektroflitzer angeht, gibt es die ein oder anderen offenen Fragen: Warum Elektroauto? Was ist mit der Wiederverwertung und Entsorgung der Akkumulatoren? Wie nachhaltig ist der gesamte Produktionsprozess tatsächlich? Woher kommt der Strom, den sich das etwas befremdlich anmutende Gefährt so unbekümmert gönnt? Und die allerwichtigste Frage: Hält der elektrisch betriebene i3 beim Kunden wirklich das, was Konzernchef Norbert Reithofer längst versprochen und prophezeit hat – ein technologischer Meilenstein, von dem sich alle anderen eine Scheibe abschneiden sollten?

Immerhin: Fischer und der i3 sind ein unschlagbares Team. Beide haben ihre Ecken und Kanten und vermitteln das grüne Image ihrer Zeit. Beide haben eine lange Karriere hinter sich – der eine mehr, der andere weniger. Chapeau, BMW! Chapeau für ein Commercial, das abseits vom üblichen Marketing-Gefasel auch einmal zum Denken und Philosophieren anregt. Vielleicht nimmt sich ja doch der ein oder andere grüne Kritiker an einem solchen Auftritt Beispiel. Möglicherweise kommt so für viele weitere Grünen-Mitglieder schon bald die Zeit, den alten Drahtesel nicht immer als Novum der Mobilität zu betrachten und den ersten Schritten der Elektromobilität offen entgegenzutreten, auch wenn sie in ihrer Konsequenz nicht immer perfekt und 100-prozentig durchdacht sind.