Alpina B3 Biturbo (F30/F31): Komfortabler Sportler mit zwei statt einem Lader

Bisher ist kaum ein aktueller BMW 3er exklusiver und schneller als der Alpina B3 Biturbo F30/F31. Unter der Haube der ab 65.000 Euro erhältlichen Limousine wie auch der Touring-Variante werkelt der aufgeladene Dreiliter-Reihensechszylinder mit Benzindirekteinspritzung, der dank umfassender Modifikationen aus Buchloe mit 410 PS und 600 Newtonmetern daherkommt.

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Natürlich bietet Alpina den B3 Biturbo sowohl mit Allrad als auch ohne Allrad an. Die Limousine sprintet damit in nur 4,0 Sekunden auf Tempo Hundert (4,2 Sekunden mit Hinterradantrieb). Der geräumigere aber nicht minder leistungsstarke Alpina B3 Biturbo Touring benötigt für den Standardsprint nur 4,1 Sekunden mit dem für 2.900 Euro aufpreispflichtigen Allradantrieb. Wer auf eine von Antriebseinflüssen befreite Lenkung setzt und etwas mehr Wert auf Dynamik statt Vortrieb setzt, erreicht mit dem konventionell hinterradangetriebenen B3 Biturbo Touring in 4,3 Sekunden das Landstraßentempo.

Alpina-Handwerkskunst statt Tuning von der Stange

Die vehementen Fahrleistungen des B3 Biturbo sind natürlich der Aufladung zu verdanken. Denn statt des serienmäßigen Mono-Turbos erhält sowohl 3er F30 als auch 3er F31 eine Biturboaufladung, die den Reihensechszylinder (N55) mittels maximalen 1,2 bar Ladedruck nunmehr doppelt zwangsbeatmet. Gleichzeitig installieren die Buchloer Ingenieure freilich ein neues Alu-Kurbelgehäuse sowie strömungs- und querschnittsoptimierte Ansaugluftführungen. Eine geschmiedete Stahlkurbelwelle sowie die Alpina-spezifischen NGK-Zündkerzen runden die Maßnahmen zur Standfestigkeit ab. Eine leistungsfähigere Kraftstoffhochdruckpumpe, ein neuer Ladeluftkühler sowie ein Kühlpaket bestehend aus Wasserkühler, modifizierten Wasser- und Motorölkühlern wie weiterhin ein leistungsfähigerer E-Lüfter bewahren das Triebwerk vor dem Hitzetod. Zudem wird durch ein neues Schubumluftsystem mit elektronisch gesteuerten Schubumluftventilen ein besseres Ansprechverhalten beim Wechsel vom Schub- in den Lastbetrieb gewährleistet. Das Triebwerk wurde nahezu komplett überarbeitet – ein Argument, das einschlägige Tuner schnell alt aussehen lässt und die Buchloer Automobilmanufaktur Alpina in gewohntes Licht rückt.

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Modifizierte Achtgang-Automatik

Für die Kraftübertragung ist selbstredend ein modifiziertes Getriebe zuständig. Um die gewaltigen 600 Nm Drehmoment möglichst problemlos auf die Straße zu übertragen, wurde die Achtgangautomatik mit Alpina-Switchtronik in Zusammenarbeit mit ZF auf den leistungsstarken Turboreihensechszylinder angepasst. Resultierend stehen dem Fahrer drei Getriebe-Modi zur Verfügung, die den Fokus je nach Wunsch auf Fahrkomfort oder ultraschnelle, von Zugkraftunterbrechung befreite Schaltvorgänge legen können. Im Komfort-Modus schaltet das Getriebe nahezu unmerklich schon bei niedrigen Drehzahlen hoch. Da das turboaufgeladene Triebwerk selbst bei niedrigen Touren bereits ein hohes Drehmoment bereitstellt, ist ein verbrauchsoptimiertes wie auch kraftvolles Fahren bei hohen Gängen überhaupt erst möglich – rund 7,6 Liter soll sich die B3 Limousine (Touring: 7,7 Liter) im Schnitt genehmigen. Wer auf komfortable Kraft statt niedrigen Verbrauch setzt, dürfte im ebenfalls automatisierten Sportmodus einen neuen Freund gefunden haben: Hier werden die Schaltzeiten auf ein niedriges Maß reduziert, die Schaltpunkte je nach Lastzustand erhöht und Befehle am Gaspedal spontan umgesetzt. Mehrfachrückschaltungen vermitteln mittels sportlichem Kickdown maximale Fahrfreude. Zwischen 5.500 und 6.250 Umdrehungen pro Minute versammeln sich alle 410 Pferde, um den deutlich umgemodelten BMW 3er mit einer phänomenalen Beschleunigung nach vorne zu katapultieren. Fahrspaß bietet aber auch der Manuellmodus mitsamt seiner Switchtronik-Schalttasten, der im Zusammenspiel mit dem Fahrerlebnisschalter Einstellungen sowohl bezüglich des Schaltkomforts als auch der Schaltgeschwindigkeit erlaubt.

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B3: Dr. Jekyll und Mr. Hyde

Das Fahrwerk des B3 wurde bewusst so entwickelt, dass sich vom Performance-orientierten Jüngling bis hin zum gemütlichen Senior so ziemlich jeder wohlfühlen dürfte. Mittels elektronisch verstellbarer Dämpfer sowie neu abgestimmten Federn und Stabilisatoren fährt sich der B3 wahlweise komfortabel oder sportlich. Weiterhin können die Fahrwerkseinstellungen von Eco Pro, Comfort, Sport bis hin zu Sport+ mittels Fahrerlebnisschalter relativ genau bestimmt werden. Dabei ist die sensible, extrem direkte und spontan feinfühlige Lenkung nur ein weiteres erwähnenswertes Detail.

In Sachen Abgasanlage vertraut Alpina auf Akrapovič. In Zusammenarbeit mit dem slowenischen Auspuffanlagen-Fertiger haben die Buchloer eine Klappen-Abgasanlage aus Edelstahl entwickelt, die dank Leichtbautechnologie einiges an Gewicht einspart. Je nach Lastzustand öffnen die Klappen ab 2.500 Umdrehungen pro Minute – im Sportmodus sind sie hingegen kontinuierlich geöffnet. Die Alpina-typischen Endrohre am Heck vermitteln kraftvolle Optik und signalisieren dem Hintermann als so ziemlich einziges heckseitiges Designmerkmal: „Ja, ich bin ein echter Alpina!“

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Optik: funktional und traditionell

Doch BMW-vertraute Kenner dürften mindestens auf den zweiten Blick erkennen, dass hier kein Bayer von der Stange seinen Dienst verrichten darf. Optisch erhält auch der 3er in seiner neuesten Generation die begehrten Räder im klassischen Mehrspeichen-Design, für die Alpina seit Jahrzehnten so bekannt ist. Auch der vertraute Frontspoiler hängt mitsamt seinem Alpina-Schriftzug nur wenige Zentimeter vom Asphalt entfernt. In funktionaler Hinsicht hat sich der Frontspoiler vorwiegend die Anströmung verschiedener Kühlmodule sowie der Bremsluftführungen auf die Fahnen geschrieben. In Kombination mit dem dezenten Alpina-Spoiler auf der Heckklappe ermöglicht er überdies exzellente Ab- und Auftriebswerte und trägt damit maßgebend der Fahrstabilität bei – sowohl auf kurvenreichen Rennstrecken als auch auf geschwindigkeitsunbegrenzten Bundesautobahnen. Apropos: Höchstgeschwindigkeiten jenseits der 300 km/h erreichen Alpina B3 Biturbo Limousine als auch Touring so mühelos wie ein entriegelter BMW M3.

Eine umfangreiche Sonderausstattung, die bei den exklusiven Alpina-Modellen wie gewohnt inbegriffen ist, tröstet auch über den Grundpreis von 65.000 Euro (Limousine) bzw. 66.800 Euro (Touring) hinweg. Für den naturbelassenen Allradantrieb xDrive werden nochmals 2.900 Euro fällig. Doch eines muss man bedenken: Hier handelt es sich nicht nur um einen Alpina, sondern um einen vom Herzen bis hin zum Blechkleid überarbeiteten BMW mit 410 PS, der als Porsche-Jäger ebenso gut geeignet ist wie als Alltags-Limousine oder Familien-Kombi.